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Großvater auf seiner letzten Fahrt

Theateraufführung in der Trauerhalle: 72 Grundschüler setzten sich mit dem Tabuthema Tod auseinander, von Kristiane Backheuer, Kiel
 
Manchmal braucht es ungewöhnliche Ideen, um die Welt ein kleines bisschen zu verändern. Anne Paulsen (53) wagte jetzt das Außergewöhnliche. Sie lud 72 Viertklässler zu einem Theaterstück übers Sterben in die Trauerhalle vom Bestattungshaus Paulsen ein. Ein Experiment. Denn vorab gab es viele Bedenken vonseiten der Eltern. Aber auch die Lehrer mussten erst einmal überzeugt werden.

Über den Tod nachzudenken und zu reden, fällt in der heutigen Zeit ganz und gar nicht leicht. Nach der knapp einstündigen Aufführung war aber klar: Für Kinder gibt es keine Tabuthemen. „Mich verwundert es immer wieder", sagt Anne Paulsen, „ dass Kinder beim Thema Tod außen vorgelassen werden." In ihren Augen der falsche Weg. „Kinder wollen an die Hand genommen werden. Sie wollen verstehen, was da passiert." Als sie bei einem Kollegen den Schauspieler Thomas Pohle (62) aus Randeshagen (Kreis Herzogtum-Lauenburg) mit seinem Wunderland-Theater kennenlernt und das Kinderstück "Mit Großvater über die Meere" von ihm sieht, fasst sie einen Entschluss: Das hole ich nach Kiel. Da sie selbst mit ihrer Familie in Dänischenhagen wohnt, nimmt sie Kontakt zur dortigen Grundschule auf und zur Nachbarschule in Strande. Eineinhalb Jahre braucht es schließlich, bis alle Gremien und die Eltern überzeugt sind.

An diesem Vormittag erobern72 Schüler nun endlich das Bestattungshaus und die angeschlossene Trauerhalle. Von Scheu keine Spur.
Auch wenn Lina etwas mulmig zumute ist. Die Zehnjährige aus Strande hat vor vier Jahren ihren Opa verloren. "Hier haben Die Viertklässler aus Dänischenhagen und Strande warten gespannt auf die Aufführung des Wunderland-Theaters. „Hier haben wir seine Urne abgeholt und zu Hause bunt bemalt", erzählt sie. Auch er war einst Kapitän gewesen, ganz so, wie gleich die Hauptperson im Stück. ,.Eine riesige Schiffsglocke von ihm hängt noch bei uns und erinnert an ihn.
Vorab hat Lehrerin Tanja Baumhoer-von Alwörden (44) schon mit den Kindem über das Thema Tod gesprochen, zahlreiche Bücher dazu gelesen. „Zu Hause ist das nicht unbedingt ein Thema", sagt sie und erzählt noch ganz berührt davon, wie viel Gefühl die Schüler im Unterricht gezeigt hätten. Tränen seien durchaus mal geflossen. Viel nachgedacht hätten alle über die Frage eines Schülers, warum der Tod eigentlich so schlimm sei. „Da haben wir überlegt, für wen das schlimm ist und festgestellt, dass es das gar nicht immer ist."

Leben und Tod gehören untrennbar zusammen
Doch jetzt ist erst einmal Thomas Pohle an der Reihe. Mitten in der Trauerhalle hat er seine Bühne aufgebaut und nimmt alle mit auf die Meere dieser Welt. Er erzählt von der ersten Fahrt des Großvaters als Schiffsjunge bis zu seiner letzten Reise. Er erzählt vom harten Leben an Deck, von Stürmen, Südseeabenteuern und einer wundersamen Rettung. Dazu gibt es immer wieder viel Musik auf dem Schifferklavier. Als die Kinder begeistert die Seemannslieder mitsingen, wundert sich Thomas Pohle: „Häh? Hatten wir den gleichen Großvater?", fragt er lachend. Als Opa dann auf ganz große Fahrt geht, legt sich trotzdem keine Schwere in den Raum. Stattdessen löchern die Viertklässler den Schauspieler nach dem Finale mit Fragen zum Stück. Wenig später in der Vorhalle, als sich die Kinder mit Keksen, Gummibären und Limonade stärken, herrscht aufgekratzte Stimmung. „Das hätte ich mir viel schlimmer vorgestellt" , sagt Henry (10) aus Dänischenhagen. „Ganz dramatisch und dass dauernd welche sterben." Mitschüler Iven (10) erzählt von der Beerdigung seines Kaninchens Antonio, das die Familie im Garten vergraben hat. Und Henning (10) muss an seine verstorbene Oma denken, für die er während der Trauerfeiereine Rede gehalten hat.

Hausherrin Anne Paulsen beobachtet den Trubel mit Freude. Ohne ihre eigenen Erfahrungen hätte sie vielleicht nicht gewagt, die 72 Grundschüler einzuladen. „Als mein Vater mit noch nicht mal 50 im Sterben lag, wurde ich zu einer Bekannten geschickt und erst wieder zur Beerdigung nach Hause geholt. So konnte ich nie richtig Abschied nehmen", sagt sie. Ihr sei es deshalb eine Herzensangelegenheit, dass schon Kinder erfahren, dass Leben und Tod untrennbar zusammengehören.

Kieler Nachrichten, 22. Februar 2018
 
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